Am Abend des 05. November 1859 stand die Innenstadt Rodenbergs in hellen Flammen. Kein Ereignis davor und danach hat das ehemals mittelalterliche Bild der Stadt so verändert wie diese Brandkatastrophe.
Beschäftigte sich der erste Teil mit der Brandentstehung, -Ausbreitung und dem Eindämmen der Katastrophe, geht es in diesem Teil um die Zeit nach der Brandkatasrophe – also, wer kassierte wie viel von der Versicherung, wer spendete für die notleidenden Rodenberger und wer verteilte die Spenden?
Vorher aber erst noch ein weiterer Teil des im letzten Jahr vorgetragene Hörspiels. A. Mithoff berichtete in der Chronik von einer im Gasthaus Stockholm abgestiegenen Handelsfrau, welche die gewaltige Feuersbrunst schon Monate vorher präzise vorher gesagt hatte. Deshalb noch einmal Kopfhörer aufsetzten, Augen schließen und 8 Minuten Gänsehautfeeling genießen.
Bereits 1767 wurde in Hessen, zu dem Rodenberg damals gehörte, eine ‚Brandkasse‘ als Feuerversicherung gegründet. Es war, wie noch heute, eine für jeden Hausbesitzer verpflichtende Versicherung. Somit waren alle im Jahr 1859 abgebrannten Häuser versichert. In den vom Rodenberger Heimatforscher Wilhelm Meyerhoff erstellten Unterlagen fand ich die nebenstehenden Notizen.
Die Tabelle enthält in der ersten Spalte die alte Hausnummer der Stadt Rodenberg. Hilfreich ist hier mein Artikel „Die Hausnummern in der Stadt Rodenberg“ mit dem dort enthaltenen Plan.
Auffällig sind die z.T. einstelligen bis hin zu den mittleren vierstelligen Entschädigungssummen. Bei Ernst Tegtmeier (5 Mark) wurde wohl nur eine Dachrinne angekokelt, während die Stadt Rodenberg für das gerade erst vor gut 50 Jahren neu errichtete Rathaus mit fast 5000 Mark entschädigt wurde. Die israelitische Gemeinde, als Nachbar des Brauhauses, wurde mit knapp 1000 Mark entschädigt. Am Grundstück Nr. 59, welches sich ein gewisser Andreas Goslar (2300 Mark) mit meinen Vorfahren, der Fam. Böhling (knapp 1000 Mark) teilte, lässt sich ein gewisser Wertunterschied der Häuser bei weitgehend gleicher Grundstücksgröße erkennen. Das Grundstück des Herrn Goslar ging übrigens in den anschließenden Rathausneubau, dem heutigen Ratskeller, auf.
Neben den Zahlungen der Versicherung erhielten die Rodenberger auch Spenden. Von Ortschaften wie auch von Privatpersonen. Bereits in der dritten Zeile des nebenstehenden Artikels aus dem „Wochenblatt für die Grafschaft Schaumburg“ wird ein gewisser S. G. (Simon Gumpert) Levy aus Hannover genannt – nebenbei die größte pers. Einzelspende. Es war der Vater von Julius Rodenberg, der zur Zeit des Brandes sein Geschäft in Rodenberg bereits aufgegeben und in Hannover wohnte. Die weiteren Spender haben alle einen Bezug zu Rodenberg, deren Details in diesem Zusammenhang aber zu weit gehen würden.
Auffällig ist jedoch noch die Witwe und der „Banquier“ Deichmann. Eine alte Rodenberger Familie, aus der auch ein Bürgermeister hervorging. Der Spender Wilhelm Ludwig Deichmann ist nicht nur in Rodenberg geboren, sondern gilt mit seinem Bankhaus auch als ein Mitbegründer der Deutschen Bank. Die genauen Umstände Deichmanns in Bezug auf Rodenberg müssten noch einmal erforscht werden.
Die Spenden mussten nun auch gerecht verteilt werden. Im Staatsarchiv Bückeburg hat der oben erwähnte Wilhelm Meyerhoff die folgenden Notiz über die Zusammensetzung einen „Hülfs-Comites“ gefunden.
Schlussendlich wurden die abgebrannten Häuser in kurzer Zeit wieder aufgebaut. Stadt der ehemaligen Fachwerkfassaden wurde die Stadt nun geprägt von schnell errichteten und schmucklosen Backsteinfassaden – getrieben von der Notwendigkeit, schnell wieder ein Dach über den Kopf zu bekommen.