Rudolfs Blog

Historisches und aktuelles aus Rodenberg ...

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Ist der Barockkomponist und -Musiker Coberg ein Rodenberger? (2/3)

von Hubert Finger, Arno Paduch, Joachim Siebold, Rudolf Zerries

Ein 370 Jahre verschollener Sohn der Stadt Rodenberg wurde wiedergefunden!  Die Geschichte ist spannend  und umfangreich zugleich, weshalb sie als Dreiteiler erscheint.
Teil 1/3 erschien hier.

Wir erinnern uns an den Schluss von Teil 1/3: Der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels liegt in der Angabe, Cobergs Vater sei Bürgermeister in seiner Geburtsstadt gewesen …

Kirchenbuch- und Chronikrecherche

In Rotenburg an der Fulda beginnen die Kirchenbücher im Jahr 1631 (Rotenburg-Neustadt) bzw. 1696 (Rotenburg-Altstadt). Im Kirchenbuch von Rotenburg-Neustadt finden sich allerdings keine Hinweise auf die Geburt des Johann Anton Coberg. Auch konnte der Rodenberger Lokalhisto­riker Hubert Finger dort keinerlei Hinweis auf den Namen / eine Familie „Coberg“ zur fraglichen Zeit finden und deshalb auch keinen Bürgermeister mit dem Namen „Coberg“. Allerdings war als Folge des dreißigjährigen Krieges die Einwohnerzahl der im Jahr 1607 vereinigten Alt- und Neustadt im Jahr 1648 auf 54 Männer und 12 Frauen zusammengeschmolzen (vgl. Geschichte/Chronik von Rotenburg a.d. Fulda, Eintrag zum Jahr 1648).

In Rodenberg im heutigen Kreis Schaumburg hingegen ist die Familie Coberg vielfach belegt. Die Kirchenbücher in Rodenberg beginnen erst ab dem Jahr 1665 – zur Erinnerung: J. A. Coberg wurde 1650 geboren – allerdings ist bereits in der Chronik der Stadt (vgl. Mithoff 1912, S. 295) im Jahr 1648 der „erste Rottmeister Henricus Koberg“ er­wähnt. Im Kirchenbuch von Rodenberg findet sich der Beerdigungs/Sterbe-Eintrag von „Bürger­meister Henricus Coberg“, gestorben am 17.03.1678 (s. Kirchenbuch Rodenberg: Begrabene Anno 1678, Seite 56, 10. Eintrag).

Beerdigungs/Sterbe-Eintrag: Bürgermeister Henricus Coberg von 1678

Der in der Chronik erwähnte „erste Rottmeister“ war offenbar zum Bürgermeister aufgestiegen und ist der von Mattheson erwähnte Vater des 1650 geborenen Johann Anton Coberg.

Des Bürgermeisters Witwe Elisabeth Coberg verstarb im Jahr darauf (s. Kirchenbuch Rodenberg: Begrabene Anno 1679, 15. Mai, Seite 60, 10. Eintrag):

Beerdigungs-Sterbe-Eintrag der „nachgelassenen Witwe des Henricus Coberg“ von 1679

Die Familie Coberg findet sich in weiteren Kirchenbucheinträgen. Hier sei nur beispielhaft genannt: Im Jahr 1669 in dem Beerdigungs-/Sterbeeintrag des Sohnes Liborius Dieterich von Henricus Coberg (s. Kirchenbuch Rodenberg: Begrabene Anno 1669, 28. November, Seite 18, 3. Eintrag), ein offenbar früh verstorbener Bruder des Johann Anton Coberg. Des weiteren ging 1669 Johann Anton Cobergs Schwester Elisabeth Hedewig aus Rodenberg zur Konfirmation (s. Kirchenbuch Rodenberg: Konfirmanden Anno 1669, Seite 134, rechte Spalte, 13. Eintrag).—————————————————————————
Für Historiker, auch wenn man diese Passion als Hobby betreibt, gibt es die Regel, dass mindestens zwei unabhängige Quellen die Annahme bestätigen müssen. Deshalb ging die Recherche weiter ….

Teil 3 „Die Gedächtnispredigt für den verstorbenen Sohn von J. A. Coberg“ und die Schlussbetrachtung erscheint am 11.08.2020

Ein weiterer Teil mit den Reaktionen aus Rotenburg/Fulda und den aus Rodenberg erscheinen anschließend in loser Folge …

Ist der Barockkomponist und -Musiker Coberg ein Rodenberger? (1/3)

von Hubert Finger, Arno Paduch, Joachim Siebold, Rudolf Zerries

Ein 370 Jahre verschollener Sohn der Stadt Rodenberg wurde wiedergefunden!  Die Geschichte ist spannend  und umfangreich zugleich, weshalb sie als Dreiteiler erscheint.
Auf die Spur hat uns übrigens der Musikdozent Arno Paduch gebracht. Besten Dank noch einmal auch von hier!!! Besten Dank auch an meine Co-Autoren Joachim und Hubert!

Wer war Johann Anton Coberg?

Das renommierte musikwissenschaftliche Nachschlagewerk MGG schreibt über J. A. Coberg: „geb. 1650 in Rotenburg an der Fulda (Hessen), †1708 in Berlin, Organist, Cembalist und Kompo­nist. Coberg kam als Junge an die Lateinschule in Hannover und erhielt seinen ersten musikali­schen Unterricht vermutlich bei dem Stadtkantor Johann Georg Gumbrecht (um 1664–1697). Spä­ter wurde er von den namhaftesten Mu­sikern der herzoglichen Hofkapelle, Cl. H. Abel und N. A. Strungk in Gesang, im Gamben-, Lauten-, Cembalo- und Orgelspiel sowie in der Komposition un­terwiesen.
Seit 1668 diente Coberg in der Hofkapelle, zunächst als Diskantist, schließlich als Gambist und Cembalist. (…) Coberg, der mit der Spielweise der französischen Clavecinisten vertraut war, avan­cierte zum Organisten der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis und 1681 zum Hoforg. an der lutherischen Schloßkirche. (…)
Johann Anton Cobergs Wirken am Hof in Hannover fällt in die kulturelle Blütezeit des Hoflebens unter der Herrschaft des aufgeklärten Herzogs (ab 1692 Kurfürsten) Ernst August. Seine Wertschät­zung als Musiker und Pädagoge lässt sich daran erkennen, dass er Zutritt zu dem erlesenen Zirkel um die Prinzessin Sophie Charlotte, den Hofkpm. A. Steffani und G. W. Leibniz erlangte.“ (s. Fischer, 2016 im MGG)

Der Wunstorfer Dozent Arno Paduch an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig schreibt zu Coberg: „Als Organist am Hof zu Hannover und mit engen Verbin­dungen auch zum Berliner Hof war Coberg zu seinen Lebzeiten ein bekannter Komponist. Musika­lisch gehört Coberg zu der Komponistengeneration, die am „alten“ Stil z. B. des Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein geschult waren und den neuen italienischen Opernstil Cavallis und Legrenzis adaptierten. Diese damals vollkommen neue Musik dürfte das gewesen sein, was den jun­gen Johann Sebastian Bach an Coberg interessiert haben dürfte.“

Der Kirchenbucheintrag in Berlin im Jahr 1708 lautet: Den 9.ten Dec. ist Hr. Coberg, Music. zu Hannover auf Ordre des Crohn-Printze Königl. Hoheit, alhier in einem Gewölbe, solemniter (=feierlich) beygesetzet worden (s. Landeskirchliches Archiv in Berlin).

Zurück zum MGG-Eintrag: Gebo­ren ist Coberg im Jahr 1650 (vgl. Matthe­son 1740, S. 37). Er unter­richtete die hoch gebildete und sehr musikinteressierte „Kurprinzes­sin von Hannover“ und späte­re preußi­sche Königin Sophie Charlot­te (Schloss „Charlottenburg“). Auch nach Sophie-Charlottes Tod im Jahr 1705 genoss er offensichtlich weiterhin hohes Ansehen am Berliner Hof. 1708 verstarb er bei seinem letzten Aufenthalt in Berlin und wurde auf Anordnung des Kronprinzen und späteren Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. dort sehr ehrenvoll beigesetzt (s. Landeskirchliches Archiv in Berlin). Das Lan­des­geschichtliche Informationssystem Hessen vermutet seinen Tod +17.12.1708 in Hannover (s. LAGIS), der nebenstehende Berliner Kirchen­bucheintrag vom 9. Dez. 1708 lässt aber eher auf Berlin als Be­stattungsort schließen.

Quelle: https://statues.vanderkrogt.net/

Hinsichtlich des Geburtsortes von Coberg ist sich die Stadt Rotenburg im heutigen Bundesland Hes­sen offenbar sicher, setzte sie ihm im Jahr 2013 doch ein Denkmal in Form einer Bronzestatue. Er­wähnt wird Coberg als ein „Sohn der Stadt“ auf der Webseite von Rotenburg/Fulda.
Tatsächlich gibt es genau eine historische Quelle, die dazu geeignet sein könnte, Rotenburg/Fulda als Geburtsort Cobergs zu verorten: ein Artikel in dem Buch „Grundlage einer Ehren-Pforte“ vom Musikpublizisten Johann Mattheson aus dem Jahr 1740.

 

Erste Zweifel am Geburtsort Rotenburg/Fulda

„Johann Anthon Coberg ist An.1650 im Städtlein Rotenburg, an der Fulda, zur Graffschaft Schauenburg, niederhessischen Antheils, gehörig, auf diese Welt gebohren. Sein Vater ist desselben Ortes Bürgermeister gewesen.“ (s. Mattheson 1740, S. 37).

Mit diesen Worten leitet Johann Mattheson den Artikel zum Komponisten Johann Anton Coberg in seiner „Grundlage einer Ehren-Pforte“ von 1740 ein. Ein Leser, der über Grundkenntnisse der Terri­torialgeschichte des damaligen Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation im 17. Jahr­hundert verfügt, wird einen grundlegenden inneren Widerspruch in diesen Zeilen erkennen. Zwar lag und liegt die Stadt Rotenburg an der Fulda in Hessen, gehörte aber niemals zur Grafschaft Schaumburg. Beim hessischen Anteil der Grafschaft Schaumburg handelte es sich um das Amt Schaumburg, Rinteln an der Weser und um das Amt Rodenberg mit der gleichnamigen Stadt. Diese Gebiete fielen mit Beendigung der Erbauseinandersetzung nach dem Tode des Grafen Otto V., dem letzten Graf von Holstein-Pinneberg und Schaumburg, im Jahr 1647 an Hessen-Kassel (vgl. Schmidt 1920, Ka­pitel 6, auch Wippermann 1853, S. 2712, 274 u. 275). Hierzu ge­hörten sie bis zum Jahr 1866. Heute sind sie Bestandteil des Landkreises Schaumburg in Nieder­sachsen.

Dem aufmerksamen Leser stellt sich somit die Frage, welche Aussage Matthesons falsch ist. Stammt Coberg aus Rotenburg an der Fulda und der Verweis auf Schaumburg ist ein Versehen, oder waren Mattheson, bzw. seinem Zuträger, die territorialen Verhältnisse zwischen Weser und Leine nicht geläufig, so dass er eine Stadt Rodenberg in Hessen nur als Rotenburg an der Fulda verorten konnte?

Der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels liegt in der Angabe, Cobergs Vater sei Bürgermeister in seiner Geburtsstadt gewesen …
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Teil 2 „Kirchenbuch- und Chronikrecherche“ erscheint am 04.08.2020,
Teil 3 „Die Gedächnispredigt für den verstorbenen Sohn von J. A. Coberg“ und die Schlussbetrachtung erscheint am 11.08.2020

Unsere Bauern – und einer übertreibt richtig …

„Über was meckern die Bauern, wenn nicht übers Wetter? Richtig: Über die Lieferzeiten von Mercedes..!

Ok, der Kalauer stammt aus den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals ging es den Bauern noch gut und Mercedes hatte tatsächlich lange Lieferzeiten für sein Modell W123, auch „Bauernmercedes“ genannt. Zu der Zeit gab es noch mehr als 1 Mio. landwirtschaftlich betriebene Höfe. Heute sind es weniger als ein Viertel. Rodenberg hat neben dem Domainenbetrieb noch zwei Vollerwerbsbetriebe, die nur deshalb überleben, weil ein Großteil der Einnahmen aus Subventionen besteht. Wenn ihr wissen wollt wie viel für jeden Einzelnen: hier geht’s zur Datenbank.

Die gesellschaftliche Akzeptanz der konventionell wirtschaftenden Landwirte liegt derzeit nahe am Nullpunkt. Während deren Erzeugnisse ins Ausland exportiert werden bleibt die Gülle und andere Hinterlassenschaften in unserer einstigen Natur- und Kulturlandschaft. „Grüne Wüsten“ sind das Ergebnis mit schnurgeraden Wegen und Bächen. Die wenigen Bäume und Sträucher gibt es allenfalls an der Autobahn – sie stören ja auch sonst die intensive Bewirtschaftung.

Dass bei dieser gänzlichen Umwälzung auch die vormals so reiche Flora des Feldes sehr gelitten hat, ist wohl erklärlich, ebenso auch, dass manche Tierarten, besonders aber mehrere Vogelarten, ganz oder fast ganz verschwunden sind. Denn allen diesen Geschöpfen wurden mit der Ausrottung der Hecken und Bäume im Felde ihre Wohnstätten, Nistplätze und ihre Nahrung genommen. Genannt seien der Wiedehopf, Kiebitz, Pirol, Kolkrabe, Eisvogel, Fasan, Bussard und Falke, welche nebst sonstigen nun verschwundenen Vogelarten vordem unsere Fluren belebten.

Dieses Zitat von unseres Stadtchronisten A. Mithoff ist 150 Jahre alt. Er beschreibt die Ergebnisse der ersten Verkoppelung. Einen Auszug aus der Chronik gibt es hier zum herunterladen: Chronik_Verkoppelung_1

Ich habe Zweifel, dass diese Konflikte von einem gegen sein eigenes Klientel arbeitenden Lobbyisten namens „Bauernverband“ und einer ehem. Weinkönigin an der Spitze des zuständigen Ministeriums gelöst werden können. Natürlich haben auch wir als Verbraucher einen Anteil am Dilemma!

Warum schreibe ich das? Weil ich mich fast täglich über die Unvernunft in der Feldmark rund um Rodenberg ärgere. Beispiel: Da laufen kurz nach einem Sommerregen die Dränagen und wenige Wochen später beschwert man sich über die trockenen Felder! Ich warte nur auf die ersten Brunnen zur Bewässerung der Felder …

Einer der Kollegen hat es nun ein wenig übertrieben. Auf einer Grünlandfläche zwischen der BAB 2 und dem Deisterrand wurde schon im letzten Jahr wiederholt Erdreich angefahren, welches in der zerklüfteten Fläche in die Senken gefahren wurde. Ein Bachlauf wurde teilweise verrohrt und in der Fläche wurden Drainagerohre verlegt. Mit einem Radlader wurde das Gelände maschinengerecht  profiliert. Anfang April wurde dann die Fläche umgebrochen. Ade, ökologisch wertvolles Grünland …

Meine Anfrage beim Landkreis, ob das denn mit dem dortigen Landschaftsschutzgebiet vereinbar wäre, mündete nun in einem formellen Verfahren der Naturschutzbehörde gegen den Landwirt.

Der dort ausgesäte Mais sieht sehr kümmerlich aus. Aber das macht ja nichts, denn Subventionen gibt es viele bei „Land unterm Pflug …“.

Ach so: Bleibt noch zu ergänzen, dass es kein Rodenberger Bauer war. Wie heißt es so schön: „Der Name ist der Redaktion bekannt.“

Kinkeldey-, Bock- und Weiberbier …

So lautet der Titel des aktuellen Heftchens aus dem Rodenberg Verlag. Gut siebzig Seiten geben einen kompakten Einblick in das ehemals erfolgreiche Brauwesen der Stadt Rodenberg.

Hier der Klappentext des Büchleins:

„Einstmals brauten die 58 brauberechtigten Bürger von Rodenberg die unglaubliche Menge von zwei Millionen Liter Bier pro Jahr. Damit versorgten sie nicht nur den Ort, sondern auch die weitere Umge­bung mit ihrem Bier.
Möglich wurde dies durch die Verleihung des Bierbann-Privilegs im Jahr 1322 durch den Grafen Adolf von Schaumburg. Zwar hatten die Rodenberger von altersher ein gutes Bier gebraut, aber dieses Privilegium legte den Grundstein zu der hohen Blüte und Bedeutung, welche das Roden­berger Brauwesen später erreichte. Etwa um 1500 gab es einen weiteren wirtschaftlich bedeutenden Auftrieb, mit dem sich die Wohlhabenheit der Bürger nochmal weiter steigerte. Ausgelöst hatte diesen Boom der Rodenberger Braumeister Hans Kinkeldey, dem heute ein Brunnen auf dem zentralen Platz der Stadt gewidmet ist.

Neuauflage des Kinkeldey-Bieres anlässlich der 375-Jahrfeier im Jahr 1990.

Dieses Büchlein gibt einen Einblick in die wechsel­volle Geschichte der Rodenberger Brautätigkeit vom frühen Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert.
H. H. H.“

Jetzt der Showstopper: Das Büchlein gibt es nicht zu kaufen! Der Verfasser möchte die wenigen Exemplare im Familienkreis verteilen. Die Deisterbuchhandlung hätte es gern ins Programm aufgenommen, aber urheberrechtliche Bedenken des Verfassers waren ausschlaggebend. Vielleicht gehört ja der ein- oder andere zu den Familienmitgliedern, welche eins der wenigen Exemplare ergattert …

Johann Anton Coberg …

Der aufmerksame Leser wird sich wundern, denn an dieser Stelle stand einmal ein Artikel mit ausführlichen Recherchen zu dem Barockmusiker und -Komponisten Johann Anton Coberg. Nun ist er verschwunden …

Wer den Artikel noch nicht gelesen hat: J. A. Coberg hat mehr mit unserer Heimatstadt Rodenberg zu tun als es zunächst den Anschein hat. Im ersten Überschwang habe ich das an dieser Stelle ausführlich dargelegt, ohne die eventuellen Befindlichkeiten an anderen Stellen zu bedenken. Es wäre nicht gut, wenn die „anderen Stellen“ über das Internet oder gar über die Presse von den neuen Erkenntnissen zu Johann Anton Coberg erfahren würden. Hier bedarf es noch ein paar Recherchen und Gespräche.

Mit Rücksicht darauf habe ich mich entschlossen, den Artikel zunächst wieder rauszunehmen. Ihr erfahrt es aber hier zuerst, was Johann Anton Coberg mit Rodenberg zu tun hat …

Besten Dank für euer Verständnis …

Wie die Teufelsbrücke zu ihrem Namen kam …

Es ist der letzte Freitag im Juni und heute hätte es wieder stattgefunden: Das zwei-Personen Stück an der Teufelsbrücke, welches die großen und kleinen Zuschauer darüber aufklärt woher der Name „Teufelsbrücke“ kommt. Der Jäger Dagobert wäre gern gekommen, aber der Teufel, hier in der Gestalt von Corona, hat uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Es wäre die vierte Aufführung für das im Laufe der letzten Jahre immer beliebter gewordenen Schauspiel gewesen. Ursprünglich für Kinder im Rahmen der RoWoKi entwickelt, erfreute sich die Veranstaltung auch bei den „großen Kindern“ wachsender Beliebtheit.

Als kleine Entschädigung gibt es hier den Ton in einer eigens neu arrangierten „2020 – Directors – Cut“ Version.

Eine kurze Einführung: Stellt euch vor ihr sitzt an der Teufelsbrücke im Wald und vor euch, auf der Naturbühne fummelt jemand am Senderknopf eines Transistorradios. Er surft dabei dabei durch mehrere Sender mit verschiedenen Musikstücken und alle haben etwas gemeinsam: Sie handeln vom Teufel … 
(„Der Teufel hat den Schnaps gemacht …!“ von Udo Jürgens, „Der Teufel und der junge Mann“ von Paola sowie „Symphaty for the devil“ von den Rolling Stones.)

Endlich landet er beim Soundtrack des Schauspiels – welches auch vom Teufel handelt. Der Rest ist selbsterklärend.
Viel Spaß beim hören …!

Teufelsbrücke, erster Akt (im Wald)

Teufelsbrücke, zweiter Akt (in der Gaststätte)

Mitwirkende:
Der Erzähler: Fritz Hecht
Der Teufel: Jürgen Wulf
Jäger Dagobert: Siegfried Jeuken
Abspann: Marlies Berd-Büschen

Text, Aufnahme, Arrangement und Abmischung: Rudolf Zerries
Idee: Jürgen Wulf

ZEIT-ONLINE über Rodenberg …

In der renommierten Hamburger Wochenzeitung ZEIT-ONLINE erschien heute ein Artikel über unsere Stadt unter dem Titel „Die Unwillkommenen“. Anlass ist wiederum ein Artikel aus dem Spiegel von vor 30 Jahren mit dem Titel „Wieso kommen die noch?“. Es ging um den Mauerfall und die anschließenden Wanderungsbewegung der Ostdeutschen nach Westdeutschland – ein unvorhergesehener Effekt der damaligen Wirtschafts- und Währungsunion.
„In Westdeutschland kocht der Haß auf die DDR-Übersiedler hoch. Die Staatenwechsler werden zunehmend als Konkurrenten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt betrachtet. (…)“ hieß es in dem damaligen Spiegel-Artikel. Und weiter: „Gerd Stille, Bürgermeister im niedersächsischen Rodenberg sagte: „Wir halten dieser Belastung nicht mehr stand. Hoffentlich wird die Mauer bald wieder dichtgemacht.“

Die ZEIT Redakteurin Carolin Würfel hat diese Bemerkung zum Anlass genommen, sich 30 Jahre später in Rodenberg umzuschauen und Zeitzeugen zu befragen. Herausgekommen ist ein launiger, in Teilen unfreiwillig komischer („… sieht aus wie ein Cowboy …“) aber interessanter Blick von außen auf unsere Stadt.

In meiner persönlichen Erinnerung aus der Kinder- und Jugendzeit gab es nur einen Bürgermeister, nämlich Gerd Stille. An einen Vorgänger habe ich keine Erinnerung und seine vielen Amtszeiten endeten erst nach 28 Jahren  im Jahr 1996. Als Nachfolger kam mit Ernst-August Meier erstmals ein CDU-Bürgermeister ins Amt. Gerd Stille saß weiterhin im Rat und als sein Ratskollege merkte ich: Das tat ihm weh! Die zweite Reihe passte nicht zu ihm.

Ende der 90er Jahre erhielt er, wie auch sein Nachfolger im Amt des Bürgermeisters, das Bundesverdienstkreuz am Bande. Eine gemeinsame Verleihungszeremonie  mit Ernst-August Meier lehnte er aber ab. Ja, er konnte auch zickig sein.

Der damalige Zustrom aus der ehemaligen DDR war tatsächlich beängstigend und die Bereitschaft zusammenzurücken, war auch nun wieder nicht gegeben. Stattdessen kam die Frage auf: „Warum packt ihr nicht bei euch an?“
Turnhallen, Kasernen und Campingplätze wurden zu Notunterkünften.
Ich selbst hatte damals eine Wohnung zu vermieten und auf eine Chiffre-Anzeige erhielt ich unglaubliche 68 Zuschriften und zusätzlich noch ein Stapel mit Telefonnummern. Von daher war der Ausspruch von Gerd Stille sicherlich „aus der Hüfte geschossen“ – ist aber im engen Zusammenhang mit der damaligen Situation zu sehen, für deren Bewältigung sich Gerd vor Ort auch verantwortlich fühlte. Das waren noch Bürgermeister …

Hier der Link zum ZEIT-Artikel: Die Unwillkommenen

Der ehemalige Salinenbetrieb in Rodenberg

Frühe Quellen lassen bereits im Jahr 1470 auf eine Ausbeutung der Solequellen durch die Schaumburger Grafen schließen.

Die Quellen befanden sich allerdings in der zwei Kilometer süd-westlich gelegenen Ortschaft Soldorf. Da in Soldorf keine Wasserkraft zur Verfügung stand errichtete im Jahr 1735 der Salineninspektor Joachim Friedrich von Beust im Auftrag des damaligen hessischen Landesherren, dem Landgraf Wilhelm VIII zwei Salinen mit „Dorngradierung“ im Süden von Rodenberg. Die größere der beiden Salinen hatte eine Länge von 220 Metern und 16 Metern Höhe. In unmittelbarer Nähe entstand ein haushohes, von der Rodenberger Aue angetriebens „Kunstrad“ sowie ein Siedehaus, zwei Beamtenwohnhäuser und andere Gebäude.

Die in Soldorf gepumpte 1,5% Sole floss durch eine unterirdische Rohrleitung zur Saline „Masch“ – benannt nach einer alten Flurbezeichnung. Das Salz war wegen seiner Qualität in näherer und weiterer Umgebung besonders geschätzt. Als eine Folge des Preußisch-Deutschen Krieg im Jahr 1866 verwandelte sich die kurfürstlich-hessische in eine königlich-preußische Staatssaline, die allerdings keine Mittel mehr für die Werterhaltung enthielt. Offenbar hatte der preußische Staat kein Interesse an dem kleinen und relativ teuer produzierenden Salzwerk. Um 1876 wurde der Betrieb eingestellt. Über 40 fest angestellte Arbeitskräfte und weitere Kräfte in den Zulieferbetrieben verloren ihren Arbeitplatz – frühe Opfer der „Globalisierung“…

Heute gibt es in Rodenberg keine baulichen Anlagen der ehemaligen Salinen mehr. Lediglich in Soldorf erinnert eine Straße „Zum Salinenplatz“ an die Salzgewinnung.

Die Sole aus Soldorf wurde ab 1814 neben der Salzgewinnung auch für eine Solebadeanstalt in Rodenberg genutzt. Allerdings floss schon 1842 die Sole an Rodenberg vorbei in das schon 1787 vom Landgrafen Wilhelm IX gegründete Heilbad Nenndorf…

Vor 50 Jahren …

1970, was für ein Jahr!

Die RAF wird gegründet, Apollo 13 funkt den legendären Spruch „Houston, wir haben ein Problem“, Jimi Hendrix und Janis Joplin versterben, der erste Tatort (Taxi nach Leipzig) wird in Deutschland ausgestrahlt, und die britische Rockband Queen und die deutsche Band Kraftwerk werden gegründet. Das sind ein paar Schlagwörter.

Aber drei Dinge sind mir besonders in Erinnerung geblieben …

  1. Ende März wurde ich aus der Schule entlassen. Mein erster Bildungsweg endete

    Mein Klassenlehrer Kunibert Stallbaum † (links) neben Hans Janietz †

    nach neun Jahren Volksschule und meine Eltern fanden es ganz toll, den 15-jährigen Bengel in eine Industrielehre nach Hannover zu schicken.
    Knapp neun Stunden Arbeit – mit Pausen – und jeweils ca. 1,5 Std. Weg zur und von der Arbeit. Das waren dann am Tag mal locker 12-13 Stunden Abwesenheit von zuhause.
    Es gab schon damals eine bis z.T. heute andauernde Verrückheit im hiesigen Tarifsystem: Während die Fahrt mit Öffis von Rodenberg nach Bad Nenndorf – ja auch den knappen Kilometer vom „Grünen Baum“ nach „Drei Steine“ – 80 Pfennige kostete, kostete im „Großraumverkehr-Hannover“ die Strecke Bad Nenndorf  – Hannover als Schüler/Lehrlinge zunächst 12,5 Pfennig, später 25 Pfennig!
    Was blieb? Täglich 80 Pfennige bezahlen vom großzügigen Lehrlingslohn (94 DM im ersten Lehrjahr) oder zu Fuß nach „Drei Steine“. Oft habe ich vom Bus nur die Rücklichter gesehen, weil zu spät losgelaufen bin.
    Da anschließend kein Bus mehr zeitnah fuhr, blieb nur der Fußweg zum „Nordbahnhof“ wie der damals noch hieß. Auf den weiteren zwei Kilometern hatte der Lehrling aber ausreichend Zeit, sich eine Ausrede für den Meister für das Zuspätkommen auszudenken …

  2. Die Beatles lösen sich auf!
    In dieser gerade begonnenen beschissenen Zeit kam am 10 April die Botschaft: Paul McCartney verlässt die Beatles, in deren Folge sich die Band auflöste. Naja, vielleicht kommen sie ja nochmal zusammen, dachte ich. Nein, sie haben nie wieder zusammen gespielt.

    Abbey Road ist das letzte Album, das die Beatles gemeinsam aufnahmen.

    Damals gab es musikalisch nur zwei Fraktionen: Entweder man war Anhänger der Beatles oder der Rolling Stones. Da gab es auch keine Grauzone!
    Beginnend mit „Love me Do“ war ich Fan der Beatles und kaufte mir bei Elektrohaus Oberheide (heute Fotostudio Lamm) ab- und an mal eine Single der Band, soweit es das Taschengeld erlaubte. Fünf Mark waren fällig für die ODEON- und späteren APPLE- Records. LP’s konnte ich mir erst später leisten.

  3. 1970 gab es „Grippe-Ferien“!
    Einige Medien erinnern sich angesichts der Corona-Pandemie gerade an die „Spanische Grippe“ Anfang des 20. Jahrhunderts, die mehr Todesopfer gefordert hat als der gerade beendete erste Weltkrieg.
    Als vergessen gilt die „Honkong-Grippe“, die Mitte 1968 in Hongkong ausbrach – während es im Winterhalbjahr 1969/70 die schwersten Ausbrüche in Deutschland gab. Genaue Fallzahlen sind damals im Gewirr der föderalen Zuständigkeiten nicht erhoben worden, allerdings wurde im Nachhinein eine Übersterblichkeit von rund 40.000 Toten auf dem Gebiete der Bundesrepublik festgestellt. Zum Stillstand kam die Ausbreitung der Hongkong-Grippe erst durch das Erreichen einer Herdenimmunität. Die Politik hat damals nicht reagiert.
    Zur Erinnerung: Stand heute (06.05.2020) haben wir in ganz Deutschland gut 7.000 Tote durch den Corona-Virus.
    Die Weihnachtsferien wurden um eine Woche verlängert und dauerten bis zum 12.01.1970.

Das runde Gebäude oberhalb von Algesdorf …

… ist ein altes VOR auf dem „Altebusch“.

Derzeit gibt es Bewegung um das runde Gebäude am Hochwasserspeicher oberhalb von Algedorf auf dem Höhenzug „Altebusch“. Offenbar hat der Besitzer gewechselt und der neue gestaltet das Gebäude und das Gelände für seine Zwecke neu.

Das Gebäude diente bis Anfang der sechziger Jahre als ein spezielles Funkfeuer für die Luftfahrt. Speziell deshalb, weil das abgestrahlte Funksignal eine Richtungsinformation enthielt, mit der ein entsprechender Empfänger im Flugzeug nicht nur das Funkfeuer selbst, sondern auch die eigenen Richtung zum Funkfeuer bestimmen konnte. Der deutsche Begriff dazu lautet „UKW-Drehfunkfeuer“, in Piloten-Fachkreisen als „VOR“ (VHF Omnidirectional Radio Range) genannt. Unser VOR nannte sich „VOR-ROD“. Für die Funktion als „VOR“ war auf dem Rundbau eine einem großen runden Schornstein ähnliche Antenne angebracht. Rund um den Rand des Daches herum gab es weitere kleinere Antennen.
Wenige hundert Meter weiter entlang des Weges Richtung Norden trifft man auf eine weiteres Gebäude. Hier war ein Pilotempfänger installiert. Dieser kontrollierte nicht nur, ob das VOR sendete, sondern ob das dort abgestrahlte Signal auch die korrekte Richtungsinformation besaß.

So o.ä. könnte der ursprüngliche Antennenaufbau ausgesehen haben.

Die Errichtung des VOR hängt mit der Luftbrücke zusammen. Während der Blockade Berlins durch die Sowjetunion vom Juni 1948 bis zum Mai des Folgejahres starteten im Rahmen der Luftbrücke auch von Bückeburg aus Transportflugzeuge zur Versorgung der eingeschlossenen Stadt. Von den drei, den Alliierten zustehenden Luftkorridoren, trug der mittlere die offizielle Bezeichnung „Bueckeburg Air Corridor“.
Eine interessante Nutzung gab es für kurze Zeit zu Beginn der 1950er Jahre. In Hannover stand noch kein Flugfeld zur Verfügung, um die Großstadt wieder ins zivile Luftverkehrsnetz einzubinden. So wurde ab November 1950 auf der Strecke Düsseldorf – Hannover – Berlin der Flugplatz Bückeburg angeflogen. Erst ab April 1952 konnte der Zivilverkehr den Flughafen Langenhagen nutzen.
Das „VOR-ROD“ lag genau auf der Linie Bückeburg-Berlin und war damit eine wichtige Wegmarke für die Bückeburg anfliegenden Flugzeuge.

Bereits Anfang der 60iger Jahre wurde die Einrichtung nach Langenfeld/Auetal verlegt. Aber auch diese wurde Anfang der 90iger Jahre stillgelegt. Die Gebäude dort sind auch noch vorhanden aber moderne Digital- und Satellitentechnik macht die analoge Technik mittlerweile überflüssig.

Anfang der 70ger Jahre hatte der Vater eines Bandkollegen das Gebäude gekauft. Mit dem „Grover-Skiffle-Team“ haben wir dort einige Übungsabende verbracht – wahrscheinlich deshalb, weil der Ort weit entfernt von musikalisch geübten Ohren war. An einem Himmelfahrtstag haben wir dort einmal zu einem Frühschoppen eingeladen. Bei gutem Wetter und phänomenaler Fernsicht war er gut besucht und nach meiner Erinnerung dauerte der „Frühschoppen“ bis weit in den späten Nachmittag …

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