„Über was meckern die Bauern, wenn nicht übers Wetter? Richtig: Über die Lieferzeiten von Mercedes..!

Ok, der Kalauer stammt aus den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals ging es den Bauern noch gut und Mercedes hatte tatsächlich lange Lieferzeiten für sein Modell W123, auch „Bauernmercedes“ genannt. Zu der Zeit gab es noch mehr als 1 Mio. landwirtschaftlich betriebene Höfe. Heute sind es weniger als ein Viertel. Rodenberg hat neben dem Domainenbetrieb noch zwei Vollerwerbsbetriebe, die nur deshalb überleben, weil ein Großteil der Einnahmen aus Subventionen besteht. Wenn ihr wissen wollt wie viel für jeden Einzelnen: hier geht’s zur Datenbank.

Die gesellschaftliche Akzeptanz der konventionell wirtschaftenden Landwirte liegt derzeit nahe am Nullpunkt. Während deren Erzeugnisse ins Ausland exportiert werden bleibt die Gülle und andere Hinterlassenschaften in unserer einstigen Natur- und Kulturlandschaft. „Grüne Wüsten“ sind das Ergebnis mit schnurgeraden Wegen und Bächen. Die wenigen Bäume und Sträucher gibt es allenfalls an der Autobahn – sie stören ja auch sonst die intensive Bewirtschaftung.

Dass bei dieser gänzlichen Umwälzung auch die vormals so reiche Flora des Feldes sehr gelitten hat, ist wohl erklärlich, ebenso auch, dass manche Tierarten, besonders aber mehrere Vogelarten, ganz oder fast ganz verschwunden sind. Denn allen diesen Geschöpfen wurden mit der Ausrottung der Hecken und Bäume im Felde ihre Wohnstätten, Nistplätze und ihre Nahrung genommen. Genannt seien der Wiedehopf, Kiebitz, Pirol, Kolkrabe, Eisvogel, Fasan, Bussard und Falke, welche nebst sonstigen nun verschwundenen Vogelarten vordem unsere Fluren belebten.

Dieses Zitat von unseres Stadtchronisten A. Mithoff ist 150 Jahre alt. Er beschreibt die Ergebnisse der ersten Verkoppelung. Einen Auszug aus der Chronik gibt es hier zum herunterladen: Chronik_Verkoppelung_1

Ich habe Zweifel, dass diese Konflikte von einem gegen sein eigenes Klientel arbeitenden Lobbyisten namens „Bauernverband“ und einer ehem. Weinkönigin an der Spitze des zuständigen Ministeriums gelöst werden können. Natürlich haben auch wir als Verbraucher einen Anteil am Dilemma!

Warum schreibe ich das? Weil ich mich fast täglich über die Unvernunft in der Feldmark rund um Rodenberg ärgere. Beispiel: Da laufen kurz nach einem Sommerregen die Dränagen und wenige Wochen später beschwert man sich über die trockenen Felder! Ich warte nur auf die ersten Brunnen zur Bewässerung der Felder …

Einer der Kollegen hat es nun ein wenig übertrieben. Auf einer Grünlandfläche zwischen der BAB 2 und dem Deisterrand wurde schon im letzten Jahr wiederholt Erdreich angefahren, welches in der zerklüfteten Fläche in die Senken gefahren wurde. Ein Bachlauf wurde teilweise verrohrt und in der Fläche wurden Drainagerohre verlegt. Mit einem Radlader wurde das Gelände maschinengerecht  profiliert. Anfang April wurde dann die Fläche umgebrochen. Ade, ökologisch wertvolles Grünland …

Meine Anfrage beim Landkreis, ob das denn mit dem dortigen Landschaftsschutzgebiet vereinbar wäre, mündete nun in einem formellen Verfahren der Naturschutzbehörde gegen den Landwirt.

Der dort ausgesäte Mais sieht sehr kümmerlich aus. Aber das macht ja nichts, denn Subventionen gibt es viele bei „Land unterm Pflug …“.

Ach so: Bleibt noch zu ergänzen, dass es kein Rodenberger Bauer war. Wie heißt es so schön: „Der Name ist der Redaktion bekannt.“